Paranoia

Als ich im Januar 2023 mit dem Laborbefund meiner Blutuntersuchung zu meinem Psychiater kam, runzelte er sorgenvoll die Stirn. Mein Prolaktinspiegel lag schon wieder bei über 2000mul. Er meinte dann, wir sollten dringend umstellen. Da ich nicht schon wieder Abilify ausprobieren wollte, weil das schon zwei- oder dreimal eine Psychose ausgelöst hatte, riet er mir zu Zeldox. Von diesem Medikament hatte ich noch eine Packung zu Hause. 

 

Als ich mir dann nochmal den Beipackzettel des Medikamentes durchlas, bekam ich aber ziemliche Angst, weil es doch schwerwiegende Nebenwirkungen haben soll und genauso den Prolaktinspiegel erhäht, wenn auch nicht so stark wie das Amisulprid. Ich fragte also in meinem Forum nach, was man sonst noch gegen einen zu hohen Prolaktinspiegel tun könnte und  man riet mir dann doch eher zum Abilify. Man könnte mit 2,5 mg anfangen und erst mal das Amisulpird beibehalten.

 

Die ersten beiden Wochen, ab dem 17.01.2023 nahm ich also 2,5 mg ein. Zuerst bekam ich wieder leichte Kopfschmerzen und Übelkeit, die aber nach drei Tagen verschwanden. Nach zwei Wochen begann ich dann am 29.01.2023, 5 mg, einzunehmen und es klappte alles. Ich hatte weder Nebenwirkungen, noch kamen die Stimmen zurück. 

 

Als ich dann meinen nächsten Termin bei meinem Psychiater hatte, war dieser erfreut, dass ich wenigstens das Abilify einnahm. Wir erhöhten das Abilify auf 10 mg und reduzierten zwei Wochen später das Amisulprid auf 300 mg. Von da an wurden die Stimmen immer aktiver, aber ich verstand noch nicht so viel von dem, was sie sagten. Da ich nur alle sechs Wochen einen Termin beim Psychiater hatte, zog sich alles sehr in die Länge. Vor dem nächsten Termin beschloss ich, das Abilify abzusetzen und erst mal auf 600 mg hochzugehen. Ich rief beim Psychiater an und er wollte, dass ich nur 400 mg einnehme. Die 600 mg seien zu viel. 

Kurz danach hatte ich meinen Termin und war schon sehr wackelig. Wir beschlossen, es erst mal mit den 600 mg zu versuchen. In der nächsten Zeit verschlimmerte sich das mit den Stimmen aber immer mehr und dazu kam noch massiv paranoides Denken, wo ich Angst vor allen möglichen Leuten bekam. Ich ließ mich krank schreiben, weil sich die eine Gruppenleiterin mir gegenüber so merkwürdig zweideutig äusserte. Eigentlich hatten wir viel zu viel Arbeit, als dass ich ausfallen durfte, aber es ging einfach nicht mehr.

 

Einmal, als ich im Wald spazieren ging,  sah ich einen jüngeren Mann mit einer roten Wanderjacke, Rucksack, Schildmütze und Handschuhen (Es war im Mai und recht warm), der mir mit gesenktem Kopf entgegen kam. Gerade als er an mir vorbeiging, hörte ich ein doppeltes Ratschen, das klang, als würde er eine Pistole entsichern. Ich schaute hin und da war tatsächlich etwas Schwarzes, Glänzendes zwischen seinen Händen, das wie eine Pistole aussah. Ich ging weiter, als sei nichts passiert, weil ich dachte, wenn ich weglaufen würde, wäre ich eh nicht schnell genug, einer Pistolenkugel zu entkommen. Wenn ich tun würde, als hätte ich nichts bemerkt, würde mir vielleicht eher nichts passieren. Vorher als ich zum Wald hoch ging, waren mir zwei dunkle SUVs aufgefallen von denen einer den Weg geradeaus weitergefahren war und der andere zum Fußballplatz abbog. Auch da hatte ich schon Angst, dass es jemand auf mich abgesehen haben könnte.  Vielleicht drei Minuten, bevor ich dem Mann mit der Pistole begegnete, kam mir ein Mann mit zwei großen, braunen Hunden entgegen. der sie aber zu sich rief und stehen blieb, bis ich vorbei war.

 

Ich lasse es mir nicht anmerken, wenn ich Angst habe, aber dieses Mal hatte ich wirklich welche. Ich hab vorher nie etwas gesehen und der Mann war auf keinen Fall eine Hallu.