Am 21.05.2021 wurde ich zum zweiten Mal mit dem BioNTech-Impfstoff gegen Corona geimpft.
Wir haben einen harten Winter hinter uns. Erstens weil es sehr lange kalt und ungemütlich war und zweitens, weil die Zahlen der an Corona Erkrankten sehr hoch lagen. Viele mussten sterben, viele leiden noch immer unter den Folgen der Erkrankung und alle mussten ihr Leben wegen des langen Lockdowns einschränken, wobei wir hier in Deutschland wohl bisher noch mit einem blauen Auge davonkommen. Langsam gehen, wie im letzten Sommer, die Zahlen zurück.
Stoffmasken darf man schon seit dem Herbst nicht mehr verwenden. Ich nutze nur noch FFP2-Masken, die es inzwischen in ausreichender Zahl, zu moderaten Preisen zu kaufen gibt. Viele setzen sich aber immer noch mit diesen blauen OP-Masken in die Bahn, obwohl das seit letztem Monat verboten ist. Hab noch nie gesehen, dass das irgend einer kontrolliert...
Die schnelle Entwicklung der Impfstoffe hat einiges gerettet, aber bei fast 8 Milliarden Menschen auf der Welt, ist eine ausreichende Versorgung in kurzer Zeit unmöglich. In einigen Ländern spielen sich schreckliche Tragödien ab.
Bei uns wurden die Menschen in Gruppen mit unterschiedlicher Priorität eingeteilt. Zuerst kamen alle über 80 Jahre, weil die am stärksten von einem schlimmen Verlauf bedroht sind. In der zweiten Gruppe bin unter anderen jetzt auch ich, mit meiner psychischen Erkrankung, aber seit etwa einer Woche ist es hier in Baden-Württemberg jedem möglich, beim Hausarzt einen Impftermin anzufragen. Die Priorisierung wurde ausgesetzt. Leider gibt es viel zu wenig Impfstoff. Deshalb gibt es ewig lange Wartelisten und die Hausarztpraxen stöhnen unter den ständigen Anrufen. In den Impfzentren muss man viel Glück haben, überhaupt einen Termin zu bekommen. Dort gilt immer noch die Priorisierung.
Ich bin froh, dass ich jetzt geimpft bin. Wir wurden in der Werkstätte von einem mobilen Impfteam versorgt. Meinen ersten Termin, den ich am 16. Mai im zentralen Impfzentrum in Karlsruhe hatte, musste ich absagen, weil ich zu dem Zeitpunkt krank wurde. Auch meine Mutter bekam bisher ihre erste Impfdosis von einem mobilen Team in einer Halle in ihrem Wohnort.
Inzwischen sind schon einige aus meiner Familie und meinem sonstigen Umfeld zumindest zum ersten Mal geimpft. Noch 11 Tage, bis die volle Wirksamkeit eingetreten ist, dann kann ich mich wieder frei bewegen. Ich könnte zwar auch mit Schnelltests einkaufen, in Museen oder in den Zoo gehen, aber hier in der Nähe gibt es keine Teststation. Man muss sich vorher auch immer anmelden. Das ist mir dann zu umständlich. Hoffentlich entwickelt sich nicht doch noch eine Mutante, die den bisher genutzten Impfstoff unwirksam macht.
Bei der ersten Impfung hatte ich nur einen Tag lang eine geschwollene und schmerzende Einstichstelle und am dritten Tag Kopfschmerzen. Dieses Mal war die Impfreaktion stärker. Am ersten Tag nach der Impfung bekam ich Kopfschmerzen und leichtes Fieber, Übelkeit und Durchfall. Circa 7 cm um die Einstichstelle ist der Oberarm immer noch geschwollen, verhärtet, gerötet und juckt. Aber ich schätze, das wird sich demnächst wieder geben. Hab mir mit Paracetamol beholfen. (PS: Wieder am dritten Tag nach der Impfung bekam ich schreckliche Kopfschmerzen und Übelkeit, wogegen das Paracetamol nicht half. Die Schwellung und Rötung am Arm ging erst eine Woche später zurück)
Ansonsten verläuft mein Leben eigentlich recht angenehm. Ich war ja nie eine, die viel unter Leute geht und überall dabei sein muss. Ich gehe oft spazieren und bin viel zu Hause. Trotzdem würde ich mich schon freuen, mal wieder essen gehen zu können, über einen Flohmarkt zu schlendern oder ein Museum zu besuchen.
In der Werkstätte arbeiten wir bisher immer noch in zwei Schichten. Es ist sehr angenehm, schon zum Mittagessen zu Hause zu sein. Seit Anfang des Jahres haben wir eine neue Gruppenleiterin bekommen. Sie ist sehr ausgeglichen und stressresistent. Sie hat eine Nähgruppe etabliert, wo wir mit Industrienähmaschinen diverse Projekte durchführen. Leider nähen außer ihr selbst, bisher nur noch eine weitere Kollegin, sporadisch ein Kollege mit halbseitiger Lähmung und ich. Andere Kollegen erledigen Zuarbeiten. Ich muss aber in erster Linie meine andere Arbeit erledigen, bevor ich mich an die Nähmaschine setzen kann.
Zu Hause nähe ich auch sehr viel. Im Moment aber nur kleine Sachen und fast keine Kleidung. Eher Portemonnaies, Täschchen usw.. Ich nutze sie gerne als Geschenke. Manche bezahlen mir aber auch die Materialkosten. Vielleicht zeige ich meine Sachen demnächst hier auf der Homepage...
Psychisch fühle ich mich recht stabil. Ich höre zwar sehr oft, oder sogar fast immer die Stimmen leise im Hintergrund, aber das stört mich nicht, so lange ich körperlich gesund bin und somit normal leben kann. Wenn ich bettlägerig bin, nervt es schon... Ich habe Angst, vor einem eventuell wieder sehr heißen Sommer. Im letzten Jahr hat mich das psychisch extrem beeinträchtigt und ich erlitt einen psychischen Einbruch.
Dieses Wochenende ist Pfingsten. Wie fast immer passiert bei mir an Feiertagen nichts anders als an sonstigen Wochenenden. Es meldet sich höchstens mal jemand, der mit mir telefonieren möchte, oder ich besuche jemanden, wie heute Nachmittag meine Mutter.
Meine Kinder sehe ich in den letzten Monaten sehr selten. Ich hoffe, dass sich das wieder ändert, wenn alle geimpft sind. Sie zum Essen einzuladen ist mir manchmal fast zu viel, denn jetzt haben beide einen Partner. Da wird es schon sehr eng bei mir in der Küche und ich werde dann auch nervös, weil ich die Freundin meines Sohnes noch nicht so gut kenne und falls er denn mal mitkommen wird, den Freund meiner Tochter noch überhaupt nicht.
In Verbindung mit dem Kennenlernen von neuen Partnern meiner Kinder, stresst es mich immer extrem, dass ich psychisch krank bin. Ich hasse es, dass meine Kinder mit einer Mutter geschlagen sind, die eine eventuell vererbbare, psychische Krankheit hat... Das könnte negativen Einfluss auf ihre Beziehungen haben.