Scheidung

 

Die Zeit zwischen unserer Trennung Anfang 2005 und dem tatsächlichen Scheidungstermin zog sich gut zwei Jahre hin. Es gab Probleme wegen meiner Krankheit, der Bedürftigkeit und den Unterlagen, die mein Mann aushändigen musste. Vorher hatten wir einige Termine zur Mediation, wo ein Trennungsunterhalt und noch andere Bedingungen festgelegt wurden. Ich musste dorthin immer sehr weit laufen. Es gab in der Nähe keine Haltestelle der öffentlichen Verkehrsmittel. Mein Mann hatte die Rechtsanwältin herausgesucht. Sie durfte dann aber weder meinen Mann noch mich bei der Scheidung vertreten, weil sie vorher unsere Mediatorin war. Durch ihre Vermittlung fand ich eine Rechtsanwältin in der Stadt, die gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen war. Ich hatte dort einige Termine, weil ständig Schreiben zwischen ihr und der Anwältin meines Mannes hin und her gingen. Das kostete jede Menge Geld. Als richtige Unterstützung empfand ich sie damals nicht.

 

Zwischendurch bekam ich eine Ladung vom Jugendamt. Zu der Zeit war ich aber so verängstigt bezüglich Ämtern, dass ich es nicht schaffte, den Termin einzuhalten. Es war ja wegen dem Zustand, in dem ich mich damals befand sowieso klar, dass die Kinder bei meinem Mann bleiben würden. Er hätte sicher auch nie zugestimmt, dass die Kinder bei mir wohnen, ganz abgesehen davon, dass ich keine passende Wohnung hatte. Heute im Nachhinein, wäre ich gerne hingegangen. Vielleicht hätten die ja doch geholfen, dass die Kinder bei mir aufwachsen konnten. Hab keine Ahnung, was die genau besprechen wollten.

 

Erst im Februar 2007 war es dann so weit. Wir trafen uns in Durlach in einem Saal im Amtsgericht. Vor uns saß der Richter und zwei Beisitzer hinter einem großen Schreibtisch. Ihm gegenüber saßen auf der linken Seite meine Anwältin und ich, und auf der Rechten mein Mann und seine Anwältin. Zuschauer gab es nicht.

 

Ich weiß den genauen Ablauf nicht mehr, aber ich musste alles selbst sagen, was ich haben wollte. Meine Anwältin tat gar nichts. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, mir selbst eine zu suchen, denn ich hege den Verdacht, dass die Mediatorin, die sie vermittelt hatte, eher für meinen Mann eingestellt war als für mich, und sie kannte ja diese Rechtsanwältin persönlich. Aber dazu war ich damals nicht in der Lage.

 

Erst mal sagte ich, dass ich eigentlich keine Scheidung wollte und mein Mann entgegnete dann in süffisantem Ton, dass er das nicht glauben könnte. Ich musste auch erst selbst darauf aufmerksam machen, dass ich inzwischen berentet war, einen Schwerbehindertenausweis bekommen hatte und wohl nicht mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten könnte, was zur Folge hätte, dass ich nachehelichen Unterhalt benötigte.

 

Die Anwältin meines Mannes warf dann ein, ich könnte sicher ganz normal arbeiten, wenn ich meine Medikamente richtig einnehmen würde. Ich war total wütend! Am liebsten hätte ich ihr an den Kopf geworfen, dass jemand wie sie mit Sicherheit schon die Medikamente absetzen würde, so bald sie davon ein paar Kilo zugenommen hätte. Das ließ ich dann aber sein, weil ich Restriktionen vom Richter befürchtete. Das wäre ja eine Beleidigung gewesen. Zu der Zeit nahm ich die Medikamente nach Anweisung der Ärzte in recht hoher Dosierung, hatte aber trotzdem noch Symptome und war immer müde, ganz zu schweigen von anderen Nebenwirkungen. Diese dumme Kuh hatte einfach keine Ahnung!

 

Es wurde dann festgelegt, dass neben dem normalen Versorgungsausgleich, auch ein Teil der Betriebsrente meines Mannes auf meine Rente übertragen wurde, was dann später meine Rente auf ein erträgliches Maß steigerte. Der nacheheliche Unterhalt, den ich verlangte, wurde auf nur 100 € festgelegt. Hätte ich mehr gewollt, wäre meine Schwerbehinderung noch mal überprüft worden. Wahrscheinlich wäre sie wieder genau so durchgegangen, aber das Risiko war mir dann doch zu groß.

 

Nach etwa einer halben Stunde war die Verhandlung beendet und wir waren geschiedene Leute. Die Kosten der Scheidung und meiner Rechtsanwältin musste ich damals selbst tragen. Alles in allem belief sich das auf über 4500€.

 

Auf dem Weg aus dem Gericht meinte meine Rechtsanwältin noch, dass ich eine Erhöhung des Unterhaltes verlangen könnte, sobald die Kinder aus dem Haus wären, was ich dann allerdings nie gemacht habe. Irgendwie schäme ich mich, meinen Ex immer noch abzuzocken...